2018

Der Lehrstuhl für romanische Landes- und Kulturwissenschaften der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg bietet Veranstaltungen zu europäischen Grenzräumen und Grenzforschung an. C. Wille ist im Wintersemester eingeladen und hält am 11. Januar 2019 eine Gastvorlesung zum Thema “Doing Border Research: Entwicklungen und Herausforderungen der Grenz(raum)forschung”.

Am 6. Dezember ist Johan Schimanski zu Gast im Atelier Bordertexturen. Im Vortrag „Globalized Borders: An Archaeology of Border Theory, Border Poetics and Border Aesthetics” rekonstruiert der Komparatist die Entstehungsbedingungen dieser Ansätze und diskutiert erwartete Entwicklungen in den kulturwissenschaftlichen Border Studies. Das Atelier Bordertexturen ist eine grenzüberschreitende Vortragsreihe und wurde im Rahmen des UniGR-Center for Border Studies initiiert.

Das Interdisziplinäre Zentrum für Europa Studien der Europa-Uni Flensburg organisiert im November den Workshop „Europäische Grenzräume: Innovationen und Innovatives“. Die eingeladenen Grenzforscher aus Deutschland, Luxemburg und Dänemark diskutieren dort innovative theoretisch-methodische Ansätze für die kulturwissenschaftliche Grenzforschung. C. Wille ist mit dem Vortrag “Bordertexturen. Eine multidisziplinäre Annäherung an Border Complexities” vertreten.

Grenzen sind nicht nur zunehmend Gegenstand gesellschaftlicher Debatten, auch in der Wissenschaft erfahren sie eine gesteigerte Aufmerksamkeit. Das spiegelt die dynamische Entwicklung der Grenzforschung wider, die international als aufstrebendes Arbeitsfeld gilt. Über die Grenzforschung in der Großregion schreibt C. Wille in der Novemberausgabe von FORUM und stellt das grenzüberschreitende Wissenschaftsnetzwerk UniGR-Center for Border Studies vor.

Seit Anfang 2018 setzen sechs Universitäten aus Deutschland, Frankreich, Belgien und Luxemburg das Interreg VA Großregion Projekt “UniGR-Center for Border Studies” um. Es wird vom Universitätsverbund “Universität der Großregion” getragen und entwickelt Maßnahmen zur Stärkung der Border Studies in Forschung, Lehre und Gesellschaft. Mit einer feierlichen Konferenz stellt sich das Kooperationsprojekt am 24. Oktober 2018 erstmals der Öffentlichkeit vor. Leitung und Organisation der Veranstaltung liegen bei C. Wille und K. Franzen.

Die Sektionen “Kulturwissenschaftliche Border Studies” und “Transkulturelle Lebenswelten” organisieren auf der 4. Jahrestagung der Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft das Panel “Ästhetiken der Grenze in transkulturellen Räumen und Lebenswelten”. Die Referenten sprechen im Kontext von Migration über Narco-Rap, StadtLandHybride, Friedhöfe, Sprachgrenzen, Mobile Movies u.v.m. Die wiss. Leitung liegt bei G. Pelillo-Hestermeyer, L. Gaupp und C. Wille.

Die 2. Konferenz der Reihe “Flucht – Grenze – Integration” findet im Oktober 2018 in Loveno di Menaggio statt. Die Veranstaltung mit Referenten aus Luxemburg, Italien und Deutschland wird vom Deutsch-Italienisches Zentrum für Europäische Exzellenz und der Uni Luxemburg ausgerichtet. C. Wille leitet die Konferenz und hält den Eröffnungsvortrag mit dem Titel “Für ein ‘anderes’ Verständnis von Grenze: Erfordernisse und Entwicklungen in den Border Studies”.

Die Sektionen “Kulturwissenschaftliche Border Studies” und “Transkulturelle Lebenswelten” organisieren im Rahmen der 4. Jahrestagung der Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft (11.-13.10.2018) das Panel “Ästhetiken der Grenze in transkulturellen Räumen und Lebenswelten”. Die Vorträge sollen Prozesse des Doing B/Order in den Bereichen Alltag, Medien und Kunst näher bestimmen, insbesondere hinsichtlich ihrer sinnlich-ästhetischen Erfahrbarkeit. Um Vortragsvorschläge wird bis zum 30. Juli 2018 gebeten.

Die zweite Weltkonferenz der Association for Borderlands Studies steht unter dem Rahmenthema “Border-Making and its Consequences”. Das mehrtägige Programm (10.-14. Juli) versammelt Panels und Vorträge von Grenzraumforschern aus Europa und Übersee. C. Wille leitet die Panels “Border Textures” und “What is Border Studies?”. Die Konferenz findet in Wien und Budapest statt und wird vom UniGR-Center for Border Studies unterstützt.

Auf der 55. Jahreskonferenz der Association de Science Régionale de Langue Française zeigt C. Wille, wie grenzüberschreitende Zusammenarbeit praxisthoretisch untersucht werden kann. Der Vortrag “La coopération comme formation transfrontalière de pratiques” will einen alternativen Ansatz zur Diskussion stellen und ist Teil des Panels “La coopération transfrontalière européenne: laboratoire ou impasse ?” Die Konferenz findet vom 4.-6. Juli in Caen statt.

Die Untersuchung von Grenzziehungsprozessen erfährt in jüngster Zeit eine produktive Weiterentwicklung. Sie besteht in dem Anliegen, Grenzen in ihrer Vielschichtigkeit und Dynamik zu erfassen. Darauf geht das Konzept der Bordertexturen ein, das C. Wille am 28./29. Juni an der Université de Haute-Alsace vorstellt. Der Vortrag findet im Rahmen der Konferenz “Le Transfrontalier : pratiques et figurations” statt.

Grenzüberquerungen beinhalten nicht nur den Wechsel eines Ortes, sondern haben auch eine zeitliche Dimension. Darauf fokussiert der Vortrag von Carolin Leutloff-Grandits, die am 13. Juni im Atelier Bordertexturen zu Gast ist. Die Koordinatorin des Viadrina Centers B/ORDERS IN MOTION (Europa Universität Viadrina in Frankfurt (Oder)) fragt, wie durch Grenztemporalitäten Grenzen konstituiert werden. Die interregionale Vortragsreihe ist eine Initiative der deutsch-luxemburgischen Arbeitsgruppe “Bordertexturen”.

Jüngste Entwicklungen in den Border Studies zeigen, dass Phänomene der Grenze zunehmend in ihrer Vielschichtigkeit untersucht werden. Auf diese Tendenz reagiert der Ansatz der Bordertexturen, der in der neusten Ausgabe von Berliner Debatte Initial erstmals der Fachöffentlichkeit vorgestellt wird. Bordertexturen relativieren die verbreitete territoriale Perspektive auf Grenze und erweitern das Spektrum der Analyseperspektiven und Gegenstandsbereiche in den Border Studies.

Die KWG-Sektion “Kulturwissenschaftliche Border Studies” hat sich am 26. und 27. März an der Viadrina Universität Frankfurt (Oder) getroffen. Thema des Workshops waren Entwicklungslinien der noch jungen kulturwissenschaftlich orientierten Grenzforschung. Diskutiert wurde in disem Zusammenhang das Verhältnis der angelsächsischen Cultural Studies zu den Kulturwissenschaften des deutschsprachigen Raums. Die Ergebnisse werden in einem Positionspapier veröffentlicht.

Im soeben erschienenen Artikel untersuchen Wille und Roos inwiefern grenzüberschreitende Alltagsmobilität auch grenzüberschreitende Lebenswelten befördert. Dafür beleuchten sie die Entwicklung von sozialen Kontakten und die räumliche Organisation von Alltagspraktiken bei Grenzpendlern und Wohnmigranten. Der Beitrag gibt Einblicke in das Leben an der luxemburgischen Grenze, für das nationalstaatliche Gliederungen nachrangig und zugleich konstitutiv sind.

Prostitution und Sexarbeit waren auch historisch betrachtet stets Gegenstand gesellschaftlicher Debatten. Heike Mauer hat die Regulierung von Prostitution zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Luxemburg untersucht. Im Gespräch über ihr Buch berichtet die Politische Theoretikerin über interdisziplinäres Arbeiten und erklärt, über welche Techniken versucht wurde die Prostitution im Großherzogtum zu unterbinden.

Grenzen bedürfen materieller und symbolischer Hervorbringungen. Die dafür genutzten Infrastrukturen bilden Ansatzpunkte, um bordering-Prozesse umfassend zu untersuchen. Hannes Krämer (Frankfurt/Oder) zeigt in seinem Vortrag am 22.02.2018, inwiefern Grenzraumforscher vom Infrastrukturbegriff profitieren können. Der Vortrag findet an der Uni Luxemburg in der Reihe “Atelier Bordertexturen” statt.

Peter Ulrich bespricht das Buch „Spaces and Identities in Border Regions“ (2016) in der jüngsten Ausgabe von Pragmatics.Reviews. Der Politikwissenschaftler hebt den praxistheoretischen Ansatz als innovativen und potenten Zugang für die Weiterentwicklung der Border Studies hervor. Die interdisziplinäre Anthologie ist auf Deutsch (2014) und Englisch (2016) erschienen.

In seinem jüngsten Beitrag untersucht C. Wille die Bedeutung von nationalen Grenzen für räumliche Identitäten in Grenzregionen. Das Beispiel der Großregion SaarLorLux zeigt, dass nationale Grenzen in den Identifikations- und Identifizierungsvorgängen der Einwohner trotz grenzüberschreitender Verflechtungen eine wichtige Rolle spielen, aber nicht zwangsläufig als starre Ordnungskategorien. Der Beitrag ist in französischer und deutscher Sprache erschienen, zuletzt im Sammelband Frontières et représentations sociales (hrsg. Considère/Perrin).

Radio 100,7 berichtet über das gerade bewilligte dreijährige Kooperationsprojekt „Border Studies“. In der Sendung Café Scientifique vom 15. und 29. Dezember geben A. Fellner (Saarland) und C. Wille (Luxemburg) einen Einblick in das EU-geförderte Vorhaben und aktuelle wissenschaftliche Entwicklungen. Der Aufbau des Zentrums für Grenzraumforschung bietet den Projektpartnern die Chance sich in der internationalen Wissenschaftslandschaft langfristig zu positionieren.