Aktuell

Spätestens seit den Schengen-Grenzschließungen während der COVID-19 Pandemie ist auch die europäische Grenzraumforschung mit Vergrenzungen konfrontiert. Gezeigt wird, wie Ver- und Entgrenzungsprozesse gleichermaßen in die Forschungsagenda integriert werden können. Der Vortrag „The border experience perspective in contemporary border studies. The example of protest and solidarity practices during Covidfencing” findet am 6. November an der Goethe-Universität Frankfurt auf dem Symposium “The Return of Imperial Borders? Practices, Representations, Contestations” statt.

Die horizontalgeographische Forschung sowie die Grenzforschung unternehmen verstärkt synthetische Betrachtungen von Räumen bzw. Grenzen. Wie diese forschungspraktisch realisiert werden können, zeigt C. Wille in seinem Beitrag am Beispiel des Complexity Shift in der Grenzforschung. Dabei diskutiert er konzeptionellen Annahmen, analytische Unterscheidungen und methodologische Herausforderungen. Der Beitrag setzt Impulse für die konzeptionelle Weiterentwicklung synthetisierender Betrachtungen, die Grenzen als horizontale Geographien analysierbar machen.

Anlässlich seines zehnjährigen Bestehens organisiert das UniGR-Center for Border Studies vom 17. bis 18. Oktober eine Konferenz am Standort Saarbrücken. In das aktuelle Rahmenthema umkämpfter Grenzen und (grenzüberschreitender) Bündnisse führen Keynotes aus Italien und England ein, gefolgt von über zwanzig Panels mit Grenzforscher:innen aus der Großregion, aus Europa und Übersee. Die Veranstaltung schließt mit einer Feierstunde der jüngsten Absolvent:innen des trinationalen Master in Border Studies.

Das UniGR-Center for Border Studies organisiert zum fünften Mal die öffentliche Online-Vortragsreihe „Border Realities“. Von Oktober 2024 bis Februar 2025 diskutieren dort internationale Wissenschaftler:innen, welche Konsequenzen aus der rezenten Überwindung der Natur-Kultur-Unterscheidung für die Grenzforschung resultieren. Die Reihe mit Gästen aus Geographie, Anthropologie, Politikwissenschaft und Biologie zeigt neue Perspektiven, um Grenzen und Grenzziehungsprozesse differenzierter zu verstehen und zu untersuchen.

Das kürzlich erschienene Buch “Border Complexities and Logics of Dis/Order” wurde soeben besprochen. Die Autorin qualifiziert es zu einem wichtigen Beitrag für die längst überfällige Metareflexion der Grenzforschung über ihre theoretischen und methodologischen Grundlagen. Außerdem eröffne das Konzept der Border Complexities, das aus der Verschränkung von Komplexitätstheorien mit den Border Studies hervorgeht, neue Perspektiven für interdisziplinäre Forschung.

Wille, Christian (2024): Border Complexities. Outlines and Perspectives of a Complexity Shift in Border Studies. In: Wille/Leutloff-Grandits/Bretschneider/Grimm-Hamen/Wagner (Hg.): Border Complexities and Logics of Dis/Order. Baden-Baden, Nomos, 31-56. mehr Info
Wille, Christian (2024): European Border Region Studies in Times of Borderization: Overview of the Problem and Perspectives. Borders in Globalization Review 5(1), 92-100, doi: 10.18357/bigr51202421528. mehr Info
Fellner/Nossem/Wille (Hg.) (2024): Border Renaissance (special section). Borders in Globalization Review 5(1), 67-158. mehr Info
Wille, Christian (2024): Grenzen als horizontale Geographien? Perspektiven für synthetische Betrachtungen am Beispiel des Complexity Shift in der Grenzforschung. In: Weber/Kühne/Dittel (Hg.): Transformation Processes in Europe and Beyond. Perspectives for Horizontal Geographies. Springer VS, 107-132. mehr Info
Clément/Belkacem/Pigeron-Piroth/Wille (Hg.) (2023): Cross-border Work in Europe. Regional Practices and Realities | Le travail frontalier en Europe. Pratiques et réalités régionales. Bruxelles, Larcier. mehr Info
Wille, Christian (2021): Vom processual shift zum complexity shift: aktuelle analytische Trends der Grenzforschung. In: Gerst/Klessmann/Krämer (Hg.): Grenzforschung. Handbuch für Wissenschaft und Studium. Nomos, 106-120. mehr Info