Bordertexturen auf der ABS Weltkonferenz 2023

Über 250 Grenzforscher:innen aus aller Welt trafen sich vom 13.-18. Februar 2023 in Eilat in Israel. Dort fand die dritte Weltkonferenz der Association for Borderlands Studies (ABS) an der Ben-Gurion University im Dreiländereck Israel, Jordanien und Ägypten statt. Neben Exkursionen entlang der israelischen Grenze umfasste die fünftägige Konferenz „Borders, Edges and Interfaces. Pluralities and Scales” international besetzte Panels aus dem multidisziplinären Spektrum der internationalen Grenzforschung.

Darunter auch das Panel “Beyond representations: grasping the textured character of borders” unter Leitung von Christian Wille (Universität Luxemburg) und Astrid M. Fellner (Universität des Saarlandes). In ihren Vorträgen betrachteten die vier Referent:innen die Grenze in ihrer texturalen Ontologie und zeigten anhand von Fallstudien, wie dieses Grenzverständnis forschungspraktisch umgesetzt werden kann. Folgende Vorträge und Referent:innen zählten dazu:    

Representations and Realities as a Guideline to Bordertexturing Saarlor Industrial Cooperation
Andrea Wurm, Universität des Saarlandes

Bordertextures and the Textu(r)al Cohesion of the Border
Eva Nossem, Universität des Saarlandes

Textured Borders around a Railroad to the North. Approaching Bordertextures through Industrial Films
Isis Luxenburger, Universität des Saarlandes

Bordertexturing the German-Polish Borderlands
Tobias Schank, Universität des Saarlandes

Bordertexturen auf der KWG-Jahreskonferenz 2020

Die AG Bordertexturen war auf der 6. Jahrestagung der Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft (KWG) mit dem Panel "B/Ordering-Prozesse als Bordertexturen: Empirische Beiträge der kulturwissenschaftlichen Grenzforschung" vertreten. Vorgestellt und diskutiert wurden Anwendungen des Bordertexturen-Ansatzes, der versucht B/Ordering-Prozesse in komplexerer Weise zu erfassen und zu untersuchen.

Zu den Vortragenden zählten Wissenschaftler*innen des UniGR-Center for Border Studies mit folgenden Beiträgen:

B/Ordering-Prozesse als Bordertexturen
Christian Wille (UniGR-Center for Border Studies, Universität Luxemburg)

B/ordering Processes in Whoop-Up Country: Bordertextures on the Canada-U.S. Border
Astrid M. Fellner (Chair of North American Literary and Cultural Studies and UniGR-Center for Border Studies, Saarland University)

Bordertextures in the American West: HBO’s Westworld
Bärbel Schlimbach (Chair of North American Literary and Cultural Studies and UniGR-Center for Border Studies, Saarland University)

Fluid Trajectories: Migratory Afterlife of Jamaican Women in Montreal
Lisa Johnson (IRTG Diversity: Mediating Difference in Transcultural Spaces, Universität Trier)

Lexicographic de-b/ordering: Bordertextures and the assemblage of the UniGR-CBS Glossary Border Studies
Eva Nossem (Chair of North American Literary and Cultural Studies and UniGR-Center for Border Studies, Saarland University)

Von der Textur zur Bordertextur: Poetische Konfigurationen von Liminalität und Transgression in einer kulturwissenschaftlichen Perspektive
Sylvie Grimm-Hamen (Centre d’Etudes Germaniques Interculturelles de Lorraine (CEGIL) und UniGR-Center for Border Studies, Université de Lorraine (Nancy))

Backstopped: (Re-)Negotiations of the British/Irish Border in Recent Irish Literature
Joachim Frenk (British Literary and Cultural Studies and UniGR-Center for Border Studies, Saarland University)

Die 6. Jahrestagung der Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft (KWG) fand vom 8.-10. Oktober 2020 in Frankfurt (Oder) statt. Die Tagung wurde vom Viadrina Centre B/ORDERS IN MOTION in Zusammenarbeit mit der KWG-Sektion Kulturwissenschaftliche Border Studies ausgerichtet.

Weitere Informationen hier

Border Complexities

In den Border Studies ist seit einigen Jahren eine methodologische Wende zu beobachten, die auf komplexere Weisen der Beschreibung und Untersuchung von Grenzen abzielt. Dabei in den Blick genommen werden dynamische Formationen von Akteuren, Aktivitäten, Körpern, Objekten und Wissen, die als Grenz(de)stabilisierungen wirksam werden. Solche Formationen werden als „Border Complexities“ bezeichnet und stehen im Zentrum des interdisziplinären Projekts. Sie werden über unterschiedliche analytische Zugänge konzeptualisiert und anhand empirischer Beispiele diskutiert.

Dafür wird eine sorgfältig abgestimmte Workshopreihe durchgeführt, die eine strukturierte Auseinandersetzung mit einer rezenten Entwicklung der Border Studies ermöglicht. Die Reihe besteht aus fünf thematisch verbundenen Workshops, an denen Nachwuchswissenschaftler_innen und etablierte Wissenschaftler_innen teilnehmen. Die Workshops fokussieren auf jeweils einen spezifischen Analyseaspekt von Border Complexities und sollen den noch jungen Trend zu komplexeren Betrachtungen in der Grenzforschung weiterentwickeln.

Die Workshops finden 2019-2022 an den Standorten der Partneruniversitäten statt, von denen sich vier in einer geographischen Grenzlage befinden. Die französisch-deutsche, französisch-luxemburgische, deutsch-polnische und deutsch-dänische Grenzlage wird genutzt, um die Schwerpunktthemen der Workshops anschaulich zu machen und zu vertiefen. Folgende Workshops finden statt:

05-06/12/2019 – Grenzen als Border Complexities
Universität Luxemburg, Esch-sur-Alzette

18-19/03/2021 – Logiken der Un/Ordnung von Border Complexities
Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder)

07-09/06/2021 – Zeitlichkeiten und Wandel von Border Complexities
École des Hautes Études en Sciences Sociales, Paris

02-03/12/2021 – Materialitäten und Körperlichkeiten von Border Complexities
Europa-Universität Flensburg, Flensburg

02-03/06/2022 – Räumlichkeiten und Netzwerke von Border Complexities
Université de Lorraine, Metz

Das aus Mitteln der Deutsch-Französischen Hochschule geförderte Kooperationsprojekt wird von fünf Partnern durchgeführt. Dazu zählen:

Universität Luxemburg (UniGR-Center for Border Studies)
Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) (Viadrina Center B/ORDERS IN MOTION)
Europa-Universität Flensburg (Interdisciplinary Centre for European Studies)
Université de Lorraine (UniGR-Center for Border Studies)
École des Hautes Études en Sciences Sociales (Centre Georg Simmel)

Mehr Informationen auf bordercomplexities.uni.lu

Wille/Leutloff-Grandits/Bretschneider/Grimm-Hamen/Wagner (Hg.) (2024): Border Complexities and Logics of Dis/Order. Baden-Baden, Nomos. mehr Info
Bretschneider/Grimm-Hamen/Wagner/Leutloff-Grandits/Wille (Hg.) (in Vorbereitung): Spatialities, Temporalities and Materialities of Border Complexities. Baden-Baden, Nomos. zur Buchreihe

Buchprojekt BOTEX gestartet

BOTEX steht für “Bordertextures: A Complexity Approach to Cultural Border Studies” und bezeichnet ein Buchprojekt der Arbeitsgruppe Bordertexturen. In dem Band diskutieren rund 20 Grenzforschende aus Europa und den USA den Ansatz und wollen das Konzept weiter schärfen.

Grenzen sind in den letzten Jahren verstärkt Gegenstand der wissenschaftlichen Auseinandersetzung geworden, die sich in unterschiedliche Strömungen und analytische Zugänge ausdifferenziert hat. Der Band greift die jüngste Entwicklung der Grenzforschung auf und präsentiert ein Verständnis von Grenzen als Effekte und Entstehungsorte komplexer Formationen. Solche Bordertexturen werden von den Autor:innen unter theoretisch-konzeptionellen Gesichtspunkten und an empirischen (Anwendungs-)Beispielen aus Europa und Nordamerika diskutiert. Der Ansatz der Bordertexturen und die damit verknüpfte Methode des Bordertexturing eröffnen neue und differenzierte Perspektiven auf Grenzen und Grenzräume.

Der englischsprachige Band erscheint im transcript-Verlag (ISBN 978-3-8394-3895-4) und wird von Christian Wille, Astrid Fellner und Eva Nossem herausgegeben.

Wille/Fellner/Nossem (Hg.) (in Vorbereitung): Bordertextures: A Complexity Approach to Cultural Border Studies. (Reihe: Edition Kulturwissenschaft, Bd. 136). Bielefeld, transcript-Verlag. Vorschau
Wille, Christian (2024): Reflections on Complexity-oriented Border Research. BorderObs, UniGR-Center for Border Studies. mehr Info

Bordertexturen auf der ABS Weltkonferenz 2018

Die Arbeitsgruppe Bordertexturen war im Juli 2018 mit einer eigenen Sitzung auf der zweiten Weltkonferenz “Border Studies” der Association for Borderlands Studies vertreten. Das Doppelpanel “Border Textures: Interwoven Practices and Discursive Fabrics of Borders” wurde von Astrid Fellner und Christian Wille geleitet und zählte acht Redner aus Schweden, USA, Deutschland, Niederlanden und Norwegen:

Corporeal Cartography, Textured Images, and the Materiality of Borders
Astrid Fellner, Saarbrücken

Border Traumas, Aesthetics and Memory in Migration Literature
Johan Schimanski, Oslo

The Seven Follies of Lampedusa: deconstructing the borderline through architecture
Chiara Dorbolò, Delft

Metaphors Be With You! An anthropologist looks at borders, boundaries, and autochthonous Opole Silesia
Elizabeth R. Vann, Brockton

Transborder relationships – the case of Tangier and Gibraltar
Dieter Haller, Bochum

Liberal Subjectivity at the Border: Performing Economic Narratives and Polish Migration in the Late Nineteenth and Early Twentieth Centuries
Kathleen Wroblewski, Michigan

Women resisting border regimes: border textures of gendered identities and empowerment
Mia Liinason und Olga Sasunkevich, Gothenburg

Im Rahmen eines Medienprojekts der Bundeszentrale für politische Bildung, Universität des Saarlandes und der Universität Wien wurde ein Teil des Sitzung aufgezeichnet.

Werkstattbericht Bordertexturen

In der Special Issue “Komplexe Grenzen” (Debatte Initial) wurde erstmalig ein Beitrag zu Bordertexturen veröffentlicht. Er versteht sich als Werkstattbericht und gibt erste Einblicke in den transdisziplinären Ansatz, der weitgreifender sein möchte als etablierte sozialwissenschaftliche Ansätze. Er fasst Grenz(raum)phänomene als komplexe Gefüge aus Praktiken und Diskursen, die sich auf Grenzen beziehen.

In der Perspektive der Bordertexturen werden Grenzen weder als isolierende, Identitäten stabilisierende Institutionen verstanden noch als lediglich geo-politische Trennlinien, zu denen sich Subjekte ins Verhältnis setzen. Sie lenken den analytischen Blick vielmehr auf das dynamische und bisweilen destabilisierende Moment von grenzbezogenen Praktiken und Diskursen und auf ihr komplexes Zusammenspiel.

AG Bordertexturen 2018: 73

Les bordertextures ne conçoivent les frontières ni comme des institutions qui isolent ou qui stabilisent les identités, ni comme des lignes de séparation à caractère exclusivement géopolitique par rapport auxquelles les sujets se définissent. Les bordertextures guident l’esprit d’analyse vers l’instant dynamique et parfois déstabilisant des pratiques et des discours se référant aux frontières et vers la façon dont ces pratiques et ces discours s’imbriquent.

GdT Bordertextures 2020: 30

Solche als Bordertexturen verstandenen Gefüge werden in dem Beitrag anhand von Fallbeispielen an der U.S.-mexikanischen Grenze, der deutsch-französischen Grenze und in Nordirland illustriert und in verschiedene Analysedimensionen aufgeschlüsselt. Dazu zählen Korporealität, Räumlichkeit und Materialität als exemplarisch aufgezeigte Zugänge zu Bordertexturen.

Der Ansatz relativiert die territoriale Perspektive auf Grenzen zugunsten sozialer und symbolischer Dimensionen und erweitert das Spektrum der Analyseperspektiven und Gegenstandsbereiche in der Grenzforschung.

Weier/Fellner/Wille et al. (2020): Bordertextures : vers une approche transdisciplinaire des frontières. Un rapport d’atelier. In: Hamez/Defays (Hg.): Réalités, perceptions et représentations des frontières. EME Éditions, 29-48. mehr Info
Weier/Fellner/Wille et al. (2018): Bordertexturen als transdisziplinärer Ansatz zur Untersuchung von Grenzen. Ein Werkstattbericht. Berliner Debatte Initial 29 (1), 73-83. mehr Info

Arbeitsgruppe Bordertexturen

Die Arbeitsgruppe „Bordertexturen” des UniGR-Center for Border Studies wurde 2015 ins Leben gerufen mit dem Ziel, die kulturwissenschaftliche Orientierung der Border Studies in der Großregion zu stärken und weiterzuentwickeln. Zu ihren Mitgliedern zählen rund zehn Wissenschaftler*innen der Universität des Saarlandes, der Universität Luxemburg, der Universität Lothringen und der Universität Trier.

Gemeinsam betreiben sie Grenzforschung aus einer kulturwissenschaftlichen Perspektive, die trotz ihrer Wurzeln in den Cultural Studies und Kulturwissenschaften erst im letzten Jahrzehnt in Europa verstärkt sichtbar wird. Diese Forschungsorientierung fokussiert auf die symbolisch-soziale Dimension von Grenzen, die sowohl über populärkulturelle und hochkulturelle Zugänge als auch alltagskulturelle Zugänge erschlossen wird. Dafür hat die Arbeitsgruppe den Ansatz „Bordertextures“ entwickelt, der als Methodologie und Heuristik multiple Ansatzpunkte für die Analyse von Grenzen bietet.

Dabei knüpft der Ansatz an die wohl wichtigste Entwicklung der jüngeren Grenzforschung an, die als ‚Dezentrierung’ oder ‚processual shift‘ bezeichnet werden kann und eine spezifische methodologische Untersuchungseinstellung beschreibt. Diese wendet sich von der Grenze als ontologischen Gegenstand ab und fokussiert die gesellschaftlichen Prozesse, in und durch die Grenzen hervorgebracht oder (de-)stabilisiert werden. Für die kulturwissenschaftliche Grenzforschung sind hier vor allem wirkmächtige Praktiken und Diskurse relevant, die im populär-, hoch- und alltagskulturellen Feld kritisch und ästhetisch verarbeitet werden oder hieraus hervorgehen.

Mit dem Ansatz „Bordertextures“ bietet die Arbeitsgruppe ein Analyse- und Reflexionsinstrument, das die komplexitätsorientierte Grenzforschung stärkt und helfen soll, die sozialen und kulturellen Funktions- und Wirkungsweisen von Grenz(de)stabilisierungen besser zu verstehen.

Die empirische Beobachtung hat gezeigt, dass die gesellschaftlichen Prozesse der Grenz(de)stabilisierung hinsichtlich ihrer Akteure, Medien, Materialisierungen, Effekte, Orte und deren Zusammenspiels vielfältig angelegt sind und sich zunehmend komplexer gestalten. Mit dem Ansatz „Bordertextures“ bietet die Arbeitsgruppe ein Analyse- und Reflexionsinstrument, das die komplexitätsorientierte Grenzforschung stärkt und helfen soll, die sozialen und kulturellen Funktions- und Wirkungsweisen von Grenz(de)stabilisierungen besser zu verstehen.

Der Ansatz wurde bereits theoretisch-konzeptionell diskutiert, mittels Analysebeispielen erprobt und in einem Werkstattbericht (2018) veröffentlicht. Darin finden sich Beispiele von Bordertexturen an der U.S.-mexikanischen Grenze, der deutsch-französischen Grenze und in Nordirland, die in die Analysedimensionen Korporealität, Räumlichkeit und Materialität aufgeschlüsselt wurden. Allerdings ist das Potential von „Bordertextures“ noch nicht ausgeschöpft, weshalb die Arbeitsgruppe weiter an und mit dem Ansatz arbeitet. Dafür tauscht sie sich in der interregionalen Vortragsreihe "Atelier Bordertextures" fortlaufend mit grenzsensiblen Kulturwissenschaftler*innen aus. Seit 2017 konnten bereits Kolleg*innen aus Italien, Schweden, Norwegen, Deutschland und den USA im “Atelier Bordertextures” begrüßt werden, in der es vor allem um die Problematisierung theoretischer und forschungspraktischer Aspekte der kulturwissenschaftlichen Grenzforschung geht.

Darüber hinaus bereitet die Arbeitsgruppe das Buch "Bordertextures. A Complexity Approach to Cultural Border Studies" vor. Darin diskutieren rund 20 Grenzforscher*innen aus Europa und den USA den Ansatz und bauen ihn weiter aus. Das Buch zielt auf konzeptionelle Fragen, methodologische Überlegungen und empirische Anwendungen von “Bordertextures”.

Mehr Informationen auf www.bordertextures.org und twitter