Arbeitsgruppe Bordertexturen

Die Arbeitsgruppe „Bordertexturen” des UniGR-Center for Border Studies wurde 2015 ins Leben gerufen mit dem Ziel, die kulturwissenschaftliche Orientierung der Border Studies in der Großregion zu stärken und weiterzuentwickeln. Zu ihren Mitgliedern zählen rund zehn Wissenschaftler*innen der Universität des Saarlandes, der Universität Luxemburg, der Universität Lothringen und der Universität Trier.

Gemeinsam betreiben sie Grenzforschung aus einer kulturwissenschaftlichen Perspektive, die trotz ihrer Wurzeln in den Cultural Studies und Kulturwissenschaften erst im letzten Jahrzehnt in Europa verstärkt sichtbar wird. Diese Forschungsorientierung fokussiert auf die symbolisch-soziale Dimension von Grenzen, die sowohl über populärkulturelle und hochkulturelle Zugänge als auch alltagskulturelle Zugänge erschlossen wird. Dafür hat die Arbeitsgruppe den Ansatz „Bordertextures“ entwickelt, der als Methodologie und Heuristik multiple Ansatzpunkte für die Analyse von Grenzen bietet.

Dabei knüpft der Ansatz an die wohl wichtigste Entwicklung der jüngeren Grenzforschung an, die als ‚Dezentrierung’ oder ‚processual shift‘ bezeichnet werden kann und eine spezifische methodologische Untersuchungseinstellung beschreibt. Diese wendet sich von der Grenze als ontologischen Gegenstand ab und fokussiert die gesellschaftlichen Prozesse, in und durch die Grenzen hervorgebracht oder (de-)stabilisiert werden. Für die kulturwissenschaftliche Grenzforschung sind hier vor allem wirkmächtige Praktiken und Diskurse relevant, die im populär-, hoch- und alltagskulturellen Feld kritisch und ästhetisch verarbeitet werden oder hieraus hervorgehen.

Mit dem Ansatz „Bordertextures“ bietet die Arbeitsgruppe ein Analyse- und Reflexionsinstrument, das die komplexitätsorientierte Grenzforschung stärkt und helfen soll, die sozialen und kulturellen Funktions- und Wirkungsweisen von Grenz(de)stabilisierungen besser zu verstehen.

Die empirische Beobachtung hat gezeigt, dass die gesellschaftlichen Prozesse der Grenz(de)stabilisierung hinsichtlich ihrer Akteure, Medien, Materialisierungen, Effekte, Orte und deren Zusammenspiels vielfältig angelegt sind und sich zunehmend komplexer gestalten. Mit dem Ansatz „Bordertextures“ bietet die Arbeitsgruppe ein Analyse- und Reflexionsinstrument, das die komplexitätsorientierte Grenzforschung stärkt und helfen soll, die sozialen und kulturellen Funktions- und Wirkungsweisen von Grenz(de)stabilisierungen besser zu verstehen.

Der Ansatz wurde bereits theoretisch-konzeptionell diskutiert, mittels Analysebeispielen erprobt und in einem Werkstattbericht (2018) veröffentlicht. Darin finden sich Beispiele von Bordertexturen an der U.S.-mexikanischen Grenze, der deutsch-französischen Grenze und in Nordirland, die in die Analysedimensionen Korporealität, Räumlichkeit und Materialität aufgeschlüsselt wurden. Allerdings ist das Potential von „Bordertextures“ noch nicht ausgeschöpft, weshalb die Arbeitsgruppe weiter an und mit dem Ansatz arbeitet. Dafür tauscht sie sich in der interregionalen Vortragsreihe "Atelier Bordertextures" fortlaufend mit grenzsensiblen Kulturwissenschaftler*innen aus. Seit 2017 konnten bereits Kolleg*innen aus Italien, Schweden, Norwegen, Deutschland und den USA im “Atelier Bordertextures” begrüßt werden, in der es vor allem um die Problematisierung theoretischer und forschungspraktischer Aspekte der kulturwissenschaftlichen Grenzforschung geht.

Darüber hinaus bereitet die Arbeitsgruppe das Buch "Bordertextures. A Complexity Approach to Cultural Border Studies" vor. Darin diskutieren rund 20 Grenzforscher*innen aus Europa und den USA den Ansatz und bauen ihn weiter aus. Das Buch zielt auf konzeptionelle Fragen, methodologische Überlegungen und empirische Anwendungen von “Bordertextures”.

Mehr Informationen auf www.bordertextures.org und twitter